Die Anlage eines effektiven Randstreifens auf nährstoffreichem Ackerland ist eine Kunst: Er soll die richtigen Insekten für ausreichend lange Zeit in der Saison anlocken, darf bei einjährigen Arten keine Schädlinge und Unkräuter zulassen, darf bei mehrjährigen Arten keine dominanten Gräser enthalten usw. Dennoch ist es nicht unmöglich, wie viele Landwirte beispielsweise in der Gemeinde Hoeksche Waard mit Hunderten Kilometern an Randstreifen seit vielen Jahren beweisen.
Der folgende niederländische Bericht enthält Hinweise zur Auswahl des Saatguts: FAB en akkerranden (Niederländisch)
Viele Blumen produzieren Nektar, um Bestäuber anzulocken, haben sich aber auch daran angepasst, bestimmten Bestäubergruppen den Zugang zu verwehren – z. B. durch die Länge ihrer Kronröhre. Forschungen zeigen, dass etwa räuberische Schwebfliegen ihren Nektar nur von sehr wenigen Blumen erhalten (Van Rijn & Wäckers 2016). Die für sie erreichbaren Blüten lassen sich als offen oder äußerst flach beschreiben. Die maximale Blütentiefe von 1,6 mm ist erheblich geringer als bei anderen Schwebfliegen und den meisten Bienen. Die meisten Doldengewächse (Apiaceae) erfüllen dieses Kriterium ebenso wie Buchweizen oder Strand-Silberkraut. Obgleich Korbblütengewächse allgemein als Ressourcen für natürliche Feinde empfohlen werden, ergab diese Studie, dass die meisten Arten aus dieser Familie tatsächlich ungeeignet sind und nur Kamille, Saatwucherblume und Schafgarbe eine Ausnahme bilden. Das Problem liegt vermutlich in den schmalen Röhrenblüten, die in Kombination mit den Staubbeuteln und dem Stempel den Zugang zum Nektar erschweren. Weitere Ausnahmen sind Pflanzen wie Kornblumen, die extrafloralen Nektar abgeben. Ähnliche Einschränkungen sind bei anderen natürlichen Feinden wie Florfliegen und parasitischen Wespen zu beobachten (Wäckers & Van Rijn 2012).
Letztlich entscheidet die Anzahl an Blüten mit zugänglichem Nektar (<2 mm Tiefe), wie viele räuberische Schwebfliegen den Randstreifen besuchen (Van Rijn & Wäckers 2016).
Um die optimale Blumenmischung für den Randstreifen zu ermitteln, sollten im Idealfall die folgenden Feststellungen getroffen werden:
In Schritt 1 muss beim anzulegenden Blühstreifen nicht nur die für den Anbau geplante Kultur berücksichtigt werden; es sind auch jene Kulturen zu bedenken, die in den Folgejahren dort angebaut werden sollen, damit der Streifen mehrere Jahre bestehen bleiben kann.
In Schritt 2 sind die nötigen Informationen nicht immer leicht zu beschaffen. Bei einigen Schädlingen (z. B. Fransenflügler und Kartoffelkäfer) ist bis heute nicht klar, welche nativen natürlichen Feinde effektiv sind. Bei vielen Blattläusen hingegen sind die natürlichen Feinde wohlbekannt und in zahlreichen Regionen anzutreffen: Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen und parasitische Wespen verschiedener Familien. Bei anderen Schädlingen wie Laufkäfer oder Kurzflügler ist eine effektivere Bekämpfung durch bodensiedelnde natürliche Feinde zu erwarten, die sich durch bodenverbessernde Maßnahmen eher anlocken lassen als durch Blühstreifen (z. B. Kohlfliege oder Drahtwurm).
In Schritt 3 muss bedacht werden, dass Nektar oder eine andere Zuckerquelle die essenzielle Nahrungsquelle für parasitische und geflügelte räuberische Insekten darstellt. Des Weiteren weisen Blumen eine starke Streuung hinsichtlich der Bedeckung ihrer Nektarien auf, was ein Ergebnis der evolutionären Interaktion mit bestäubenden Insekten und deren unterschiedlich langen Mundwerkzeugen ist. Da nahezu alle natürlichen Feinde im Adultstadium kurze Mundwerkzeuge haben, kommen als Nektarquelle nur Pflanzen mit offener oder flacher Blüte infrage. Die kritische Tiefe kann zwischen Räubergruppen und -arten jedoch leicht variieren.
Selbst parasitische Familien und Arten haben unterschiedlich ausgeprägte Mundwerkzeuge (Jervis & Vilhelmsen, 2000; Gilbert & Jervis, 1998). Bei Arten mit kurzen Mundwerkzeugen kann sogar eine mäßige Bedeckung bei einigen Doldengewächsen wie Koriander ein Hindernis für die erfolgreiche Nektaraufnahme darstellen. Bei kleinen parasitischen Wespen müssen nicht nur die Mundwerkzeuge, sondern oft der gesamte Kopf zwischen die den Nektar bedeckenden Blumenteile geschoben werden. In diesem Fall kann zusätzlich zur Blütentiefe auch die Breite des Zugangs zu den Nektarien ein einschränkender Faktor sein (Patt, Hamilton, & Lashomb, 1997).
In einigen Ländern gibt es Websites oder Dokumente, die je nach den Bedingungen aus Schritt 1 oder 2 Empfehlungen für die im Randstreifen anzusäenden Blumen enthalten. Letztlich sollten alle vorgeschlagenen Pflanzen auf ihre Eignung für den Anbau auf dem jeweiligen Boden und im Mikroklima des Schlags geprüft werden.
Leitfaden zur spontanen Flora für Nützlinge (nur Französisch).
Ein Randstreifen kann nicht nur Nützlinge, sondern auch Schädlinge oder Pflanzen-Virusvektoren anlocken (Wackers, Romeis, & van Rijn, 2007). Die meisten pflanzenfressenden Arten können sich nur von einem eingeschränkten Spektrum an verwandten Pflanzenarten ernähren, die als Wirtspflanzen bezeichnet werden. Durch Vermeidung dieser Pflanzen können unerwünschte Nebenwirkungen eines Randstreifens unterdrückt werden. Es müssen aber nicht alle potenziellen Wirtspflanzenarten gemieden werden. Wenn eine Insektenart als gefährlicher Pflanzenschädling gilt, ist die Anbaukultur für ihn meist die beste Futterpflanze. In diesem Fall hat die Aussaat weiterer Pflanzen mit gleichem oder geringerem Nahrungswert neben dem Kulturbestand keine signifikanten Auswirkungen auf die Ausbreitung des Schädlings. Ein anderer Fall ist es, wenn eine Wirtspflanze im Randstreifen für die Schädlingsart komplementär wirkt. Dazu kommt es entweder, wenn sie zu einer anderen Jahreszeit wächst als die Anbaukultur oder wenn sie andere Nahrung wie z. B. Pollen bietet. Im erstgenannten Fall kann die Wirtspflanze den Zeitraum verlängern, in dem der Schädling angelockt wird, sodass die Population wächst, was meist zu höheren Zahlen führt. Wenn sie dem Schädling andere Nahrung wie Pollen oder Nektar bietet, kann die Kombination aus den beiden Futterpflanzen zu einer höheren Reproduktionsrate des Schädlings führen. Dies gilt für Schmetterlinge (Lepidoptera, z. B. Kohlschabe), verschiedene pflanzenfressende Fliegen (Diptera, z. B. Kohl- oder Fruchtfliege) sowie für pflanzenfressende Fransenflügler (Wackers et al., 2007). Natürliche Feinde ernähren sich hauptsächlich im Adultstadium von Blütennahrung, die Larven hingegen eher von Grünpflanzengewebe. Wenn solche Schädlingsarten ein Problem im Bestand verursachen, sollten im Randstreifen alle Pflanzen gemieden werden, von denen sich die Schädlingsart ernähren kann.
Um die natürliche Bestäubung der Anbaukultur zu fördern, sollten nicht nur die richtigen Insekten angelockt werden, sondern auch das Wachstum der lokalen Populationen sollte angekurbelt werden. Die Blüten der Pflanzen im Randstreifen sollten daher für die Insekten, die zur Bestäubung der Anbaukultur beitragen, geeignet sein. Um den Verfügbarkeitszeitraum der Nahrung zu verlängern, sollten sie zudem immer dann blühen, wenn die Anbaukultur keine Blütezeit hat. Die richtige Blumenmischung lässt sich mit folgenden Punkten ermitteln:
Weitere Informationen:
Maßnahmen zur Förderung von Bestäubern (nur Englisch)
eBook: Schaffung und Pflege von Lebensräumen für Bestäuber (nur Englisch)